Archiv für November 2006

Gastfreundschaft in der Bundesliga?

Mittwoch, 01. November 2006

 wm-mannschaft_400.jpg Der „Gewalt-Gipfel“ in der Frankfurter DFB-Zentrale am 31. Oktober hat dem Präsidenten Theo Zwanziger und dem Liga-Präsidenten Werner Hackmann die Situation in deutschen Fussballstadien wohl drastisch vor Augen geführt. Erste Konsequenz: Es gibt einen Fan-Beauftragten und einen „Fan-Gipfel“ Ende Januar 2007.

Das Thema Gewalt im Fussball ist wahrscheinlich so alt wie der Fussball selbst. Aber es ist natürlich sinnvoll die Frage nach der Gewalteskalation in der Gegenwart zu stellen: Gibt es den Zusammenhang zwischen Armut, Orientierungs- und Perspektivenlosigkeit vieler Schichten und Lebensalter? Frust und Aggression im bildungslosen Zustand ist nicht der alleinige Grund. Das zeigen viele Studien. Vielleicht der Neid auf kleine Jungs im Trikot, die mit 19 Jahren bereits Millionär sind, ohne die Zusammenhänge des Kapitalismus auch nur ansatzweise zu verstehen? Ein bischen ja, ein bischen nein.

Selbstverständlich hat die Debatte etwas mit Bildung zu tun. Womit soll sie den sonst zu tun haben? Der wilde Mann als Archetyp braucht seine Spielwiese. Das war immer so. Es reicht ein Blick in die Geschichte. Und je größer die inneren Druckverhältnisse, desto mehr Dampf entsteht. Aber die persönliche Verantwortung dafür, wie er entweicht, bleibt bestehen.

Es gibt keine äußeren Gründe für die Legitimation von Gewalt. Das Staatrecht lassen wir mal unberührt in dieser Frage.

Was ist also zu tun? Selbstverständlich haben wir dazu Kompetenz und Ideen. Aber die kommen erst dann auf den Tisch, wenn hier jemand danach fragt. Einen Teil davon kann jeder aus den Geboten der Gastfreundschaft ableiten.

Das wäre doch ein Anfang. Und der ist nicht nur für Warmduscher oder Weicheier interessant. Der Mann wird durch Kultur und Bildung attraktiver. Das sagen zumindestens viele Frauen. Ausserdem lernt man die Aggressionen in die richtige Richtung zu lenken.

Gibt es eigentlich auch weibliche Hooligans?

Tieferer Sinn

Mittwoch, 01. November 2006

dscn1517.JPG  Das ist aller Gastfreundschaft tiefster Sinn: das einer dem anderen Rast geben auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause. Dieser Satz von Romano Guardini fragt nach unserer spirituellen oder religiösen Heimat. Egal wer wir sind, was wir tun oder wo wir leben: wie wollen wir uns begegnen und warum fällt es uns so schwer, das Trennende zugunsten des Verbindenden und Gemeinsamen aufzugeben?

Oft ist in Krisenzeiten angesagt, wieviel man verlieren muß, um bei sich selbst anzukommen – um weitergehen zu dürfen.

Ich kenne viele Menschen, die erst in die Fremde gehen mußten, um nach ihrer Rückkehr im eigenen Land zuhause zu sein. Die Integrationsdebatte kann an Qualität gewinnen, wenn Mitgefühl gleichberechtigt neben Rechten und Pflichten steht, neben der Frage nach Geburt, Nationalität oder Staatsbürgerschaft und wenn wir uns alle an eigene Erfahrungen in der Fremde erinnern. So verbessern wir die Qualität unserer Entscheidungen.