Archiv für Oktober 2007

Sieh dein Land mit den Augen des Gastes – und mehre bis zum nächsten Mal Schönheit und Glück

Sonntag, 28. Oktober 2007

zehntes GebotUnser zehntes Gebot zur Gastfreundschaft. Mit den Augen des Anderen sehen…Schönheit und Glück vermehren, bis man sich wiedersieht. Was haben die 10 Gebote der Gastfreundschaft mit den 10 Geboten des Christentums gemeinsam?…Viel. Aber der Punkt, auf den alles hinausläuft lautet: wie bekommt man denken, reden und handeln auf einen Nenner? Wie ist die Wirkung eines glaubwürdigen, authentischen Menschen? Was ist sein Werk in der Welt?

Ein lebenslanger Prozess des Bemühens. Die Absicht zählt, sagt man. Aber welche Absicht?…An den Früchten werdet ihr sie erkennen. Na, dann schauen Sie sich doch mal um. Ein Mensch, der von innen leuchtet, dessen Augen strahlen ist schön. In dessen Nähe wollen viele sein, weil es ihnen dann besser geht. Wenn Sie lernen die Perspektive des Anderen einzunehmen, verändert sich ihre Welt. Die Grenzen des Horizonts weiten sich, die Kriterien werden überprüft, etwas Neues, gemeinsames entsteht. Hört sich das für Sie zu kuschelig an?

Wir alle wissen doch: wenn unterschiedliche Kulturen, Werte, Sitten und Gebräuche, Traditionen, Ansichten, Gewohnheiten, Denkwege, Rituale, Rechtsauslegungen oder Irrationalitäten aufeinander prallen, dann kracht es – und nicht immer geht die Vernunft als Sieger aus der Disputation hervor. Manche Positionen scheinen einfach verhärtet und festgefahren. Religionen streiten seit Jahrhunderten über bestimmte Auslegungstraditionen. Das Streben nach Schönheit und Glück im Leben erscheint uns oft wie ein gemeinsamer Nenner, den alle teilen – wenn auch auf unterschiedliche Arten und Weisen. Schönheit kann atemberaubend sein und sprachlos machen. Was für ein Zustand – denken Sie an die Liebe.

Herauszufinden was Ihren Gast, den Anderen erfreuen könnte und es ihm zu geben oder zu ermöglichen, ist in vielen Kulturen eine heilige Tradition. Etwas derartiges annehmen zu können, haben viel von uns verlernt. Mangel und Sehnsucht sind einfach zu mächtig.

Unser zehntes Gebot zur Gastfreundschaft fordert Sie auf, sich diese menschliche Qualität zurückzuerobern. Mehren Sie in Ihrem eigenen Leben Schönheit und persönliches Glück. Viele andere werden Ihnen dafür dankbar sein!

Sei bereit, Freundschaft zu schließen

Samstag, 27. Oktober 2007

Neuntes GebotUnser neuntes Gebot zur Gastfreundschaft. Wenn Sie „Freundschaft schließen“ bei Google eingeben, können Sie fast direkt auf der Internetseite des Auswärtigen Amtes landen. Dort steht: make friends. Wenn Sie darauf klicken öffnet sich für Sie die Erlebniswelt des diplomatischen Nachwuchsdienstes aus aller Welt. Zu Gast bei Freunden eben.

Wir machen uns Gedanken um gelingende Integration. Unter uns leben mehrere Millionen Moslems. Im heiligen Koran steht Sura 5.52: “ O die ihr glaubt! Nehmt nicht die Juden und die Christen zu Freunden. Sie sind Freunde gegeneinander. Und wer von euch sie zu Freunden nimmt, der gehört fürwahr zu ihnen. Wahrlich, Allah weist nicht dem Volk der Ungerechten den Weg.“ ( Siehe auch Sura 5.58 und 5.59 )

Und da hätten wir dann die christliche Botschaft der Nächstenliebe…und schon sind wir mitten im Zentrum des Zyklons. Seid bereit Freundschaft zu schließen mit offenem Geist und Herz. Wie hieß es doch gleich: siehe da dein Bruder…siehe da deine Schwester…

Im 21.Jahrhundert müssen wir diese Hürde nehmen. Das ist sicher.

Integration als Schicksalsfrage der Nation?

Freitag, 26. Oktober 2007

vielfalt_200jpg.jpgDie Integration ist ein qualvoller Prozess – bei allen Beteiligten. Ältere Deutsche in Mehrfamilien-Häusern haben Russland Deutsche, Türken oder Iraner als Nachbarn. Erstaunlicherweise hat es für solche Situationen in Deutschland nie ein Konzept gegeben. Wenn man mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenleben will, sollte man wissen wer man selbst ist. Ansonsten sind wir permanent damit beschäftigt, Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Deutschland nimmt Abschied von der Multi-Kulti-Illusion und erkennt: Integration ist harte Arbeit.

Der Islam ist in Deutschland sehr aktiv. Fast 16 Millionen Ausländer leben unter uns – viele davon kommen aus der Türkei. Die Sozialhilfequote liegt bei Ausländern bei 9 Prozent, 30 Prozent der 15- bis 30-jährigen sind ohne Ausbildung. Die Demografie geht davon aus, dass der Ausländeranteil unter den Jugendlichen im Jahre 2015 in den deutschen Großstädten bei fast 50 Prozent liegen dürfte. – Paris „brannte“ bereits – wir haben die Bilder der Kravalle noch im Kopf.

Viele Diskussionen beschäftigen sich mit dem Begriff der „Parallelgesellschaft“ oder der Ghettoisierung. Wir reden über das tragen von Kopftüchern bei muslimischen Lehrerinnen an deutschen Schulen, über Ab- und Ausgrenzungssymbole, über mangelnde Sprachkenntnisse etc.. Dabei ist mehrfach erwiesen und bekannt, das nichts so Integrationsfördernd ist, wie zu verstehen, was der oder die andere sagt.

Der umstrittene und doch genehmigte Moschee-Bau in Köln sowie in anderen Städten, sind Symbole einer Heimatbildung. Die Botschaft ist: wir sind gekommen um zu bleiben. Für die Generation der Enkel gilt das überwiegend sowieso. Hierin liegt in einer veralternden deutschen Gesellschaft eine historische Chance, sich bewußt zu öffnen und zu revitalisieren.

Die Ich bin gastfreunD-Initiative möchte daran erinnern.

Sorge für die Sicherheit deiner Gäste

Donnerstag, 18. Oktober 2007

Achtes GebotUnser achtes Gebot zur Gastfreundschaft. Alles selbstverständlich sagen Sie?…Von wegen. Wir reden ja hier nicht nur über Ihre gut ausgeleuchtete Hauptverkehrsstrasse in Ihrer Neubausiedlung, sondern über die versteckten Winkel und dunklen Gassen geistiger Einstellungen: einer „is mir doch egal Haltung“, dem „und wer hilft mir Aufschrei“, der sozialen Not gegenüber auf der anderen Staßenseite oder vor Ihrer Haustür, dem mit hilfloser Geste zuschauen, wenn mal wieder ein paar Ausländer auf provinziellen Volksfesten zum Spass abgeklascht werden.

Eigentlich reden wir hier über Zivilcourage, die viele ja mittlerweile in Trainigskursen erlernen wollen, um sich z.B. am Arbeitsplatz besser gegen Mobbing zu wehren. Klasse. Lassen Sie sich stark machen für die Alltäglichkeiten des Lebens. Denn nur eine gegenseitige Aufmerksamkeit für unser aller Wohlergehen ist der Kitt, der die soziale Nachhaltigkeit der Gesellschaft in der Zukunft garantieren wird.

Wenn Sie nicht die Totalüberwachung wollen, dann fühlen Sie sich mitverantwortlich für das Wohl und die Sicherheit unserer Gäste. Lassen Sie nicht zu, dass die Schwäche des einen die Stärke des anderen ist.

Hört sich das nicht wie eine Kapitalismuskritik an? – Was man in so ein Thema alles reinpacken kann.

Suche die Balance zwischen Gemeinsamkeit und Freiraum

Mittwoch, 17. Oktober 2007

unser siebtes GebotUnser siebtes Gebot zur Gastfreundschaft. Anders formuliert kann es auch lauten: wie geht man mit Nähe und Distanz um?

Was als höflich oder unhöflich gilt, hängt von der Kultur, Religionsvorschriften oder tradierten Werten ab. Haben Sie früher als Kind noch gelernt, jedem Fremden die Hand geben „zu müssen“?…Schauen Sie heute Jugendlichen bei Begrüßungsritualen zu kann man schon mal den Ãœberblick verlieren, wie oft und in welcher Reihenfolge die Fäuste, Hände oder Köpfe sich berühren oder zusammengeschlagen werden, bis das Begrüßen als abgeschlossen gilt. Gilt zum Teil als Cool oder Kult – hat aber historische Wurzeln. Unsere Eindruck ist: Traditionen kommen wieder oder werden neu entdeckt. Auch ein Ausdruck der geistigen und spirituellen Orientierungslosigkeit der Zeit.

Der Raum zwischen Menschen wird neu entdeckt und mit Bedeutung aufgeladen. Und das ist doch der Moment sich zu fragen: Wie hat man das eigentlich früher gemacht…oder wie machen es die anderen? Wie geht das genau: Distanz in Nähe zu verwandeln? Wie geht die Alchemie der Begegnung jenseits von Gewohnheiten?

Finden Sie es heraus. Macht Ihr Leben aufregender und spannender. Lassen Sie den „Abgeklärten“ einfach mal zu Hause, wenn Sie wiedermal vor die Tür der Welt treten. Neugier genügt.

Gib mehr als du bekommst

Donnerstag, 11. Oktober 2007

Gebot sechsHolla…Unser sechstes Gebot zur Gastfreundschaft. In erster Linie ist das nicht materialistisch zu verstehen. Es ist eher eine Frage der Phantasie und Kreativität, der Schöpfungskraft und Freude…und vor allem der Liebe zum anderen, der den Sinn ausrichtet. Schönheit, Geschmack, eine wirkliche Atmosphäre der Gastlichkeit, die von Herzen kommt…ist es das nicht, wonach sich alle Menschen sehnen – auch wenn viele das längst vergessen haben, weil nichts in ihrem Alltag oder in ihrem Umfeld sie daran erinnert…

Die Hässlichkeit und der Lärm der Städte, das aggressive Vorbei-Rauschen von Menschen, kaum Orte für Muße und Kontemplation ohne dass jemand kommt, um zu kassieren. Der Verwertungsblick, die Durchdringung des Marktes zum einseitigen Vorteil…das sind konkrete Ängste. Immer mehr fallen raus aus dem System, weil sie nicht mehr können. Körperlich, psychisch, physisch und finanziell erschöpft, sinken Menschen auf Strassen oder in U-Bahn-Schächten zusammen und schauen hilf- und orientierungslos den treibenden Kräften zu, die sie aussortiert haben.

Da kann das Fremde schnell bedrohlich werden, denn es gehört nicht zur vertrauten Welt. Und wenn die es dann auch noch besser haben als ich…da kann einem schon mal der Kragen platzen.

Gib mehr als du bekommst, damit dein Herz nicht an Enge und Druck zerbricht. Ein Gebot, das viel Ãœbung braucht.

Erfreue den Gast mit Wissen über seine Kultur – und sei Zuhause in deiner eigenen

Montag, 08. Oktober 2007

folie5_300.jpgSo lautet unser fünftes Gebot zur Gastfreundschaft. Wahrscheinlich mit eins der Anspruchvollsten, geben wir zu. Sollten Sie in einer Gastgeber-Rolle sein oder in ein Land fahren, dessen Sitten und Gebräuche Sie kaum kennen, hier ein paar Anregungen für eigene Gedanken oder Recherchen: Was wissen Sie über Religion und Kultur…über Bräuche und Erwartungen, sich als Gast oder Gastgeber zu verhalten…könnte die Art Ihrer Einladung als Nötigung angesehen werden…wie ist der Umgang mit Nähe und Distanz…der Umgang mit der Familie…das Rollenverständnis von Mann und Frau ( gilt besonders für islamische Länder )…der Umgang mit Alkohol, Rauchen auf öffentlichen Plätzen ( die, die aus sog. toleranten Gesellschaften kommen, haben oft Gewohnheiten, die in anderen Ländern als anstössig gelten können )…was ist mit Sprachkenntnissen…was wissen Sie über Verhalten in Gotteshäusern oder dem Berühren von Kultgegenständen…der religiösen Praxis und wie Sie sich verhalten sollen, wenn Sie nicht teilnehmen…

Die Deutschen lieben ja die Pünktlichkeit…das ist aber nicht überall eine Tugend. Auch das ständige rumfummeln mit Digitalcameras ist nicht überall beliebt. Handytelefonate werden ins Gesprächssituationen in Asien als unhöflich empfunden. Gott sei dank gibt es ja das Internet…auf den ersten Blick kann man da viel Informationen rausholen. Ansonsten gibt es Experten für fast jede Lebenslage.

Was wissen Sie denn über Ihre eigene Kultur?

Höre zu und sprich von Herzen

Montag, 01. Oktober 2007

Gastfreund-Gebot 4So lautet unser viertes Gebot zur Gastfreundschaft. Eine Gesprächs-und Dialogregel, die in allen Kulturen und Religionen absolut gilt, an jedem Arbeitsplatz oder in internationalen Geschäften gelten sollte. Es ist gar nicht so leicht, an dieser Stelle nicht ins Moralisieren zu verfallen. Aber ein erhobener Zeigefinger ist für viele Menschen eine Provokation – pädagogisch also höchst unklug. Abrufbare Bilder in unseren Köpfen zeigen ja oft eingefrorene Szenen mit Menschen, die auf den ersten Blick die Wahrheit gar nicht so gut vertragen können. Obwohl sie dannach verlangten – aber offensichtlich eine andere Wahrheit erwartet haben.

Genau diese Reaktion zeigt ja dann, dass der Rat „Höre zu und sprich von Herzen“ nicht immer angewandt worden ist. Aber wie sagt man: Konflikte sind Chancen.

Sollten Sie das Büchlein von Khalil Gibran „Sprich uns von der Freundschaft“ noch nicht kennen, empfehle ich es Ihnen zum besseren Verständnis dieses vierten Gebots als Lektüre. In der Einleitung wird der Prophet gebeten:…“Lass uns teilhaben an deiner Wahrheit. Offenbare uns, was du über uns erfahren hast, auf dass wir uns selbst erkennen und erzähle uns alles, was dir vor Augen geführt wurde.“

Hat der Prophet dann gemacht…hat nicht jedem gefallen.