Archiv für die Kategorie 'Interkulturelle Mediation'

Gaza-Krieg. Gastfreundschaft im Ausnahmezustand!

Montag, 12. Januar 2009

Seit 17 Tagen gibt es diesen Gaza-Krieg. Ãœber 900 Tote…Die diplomatischen Bemühungen laufen, sichtbar wie unsichtbar, auf Hochtouren. Die Opfer in der Zivilbevölkerung nehmen zu, die meisten wohl Kinder. Wenn man die Kriegführenden Fronten einzeln befragen könnte, was würden die sagen?…wir wollen das Kinder sterben, weil das der Feind von morgen ist?

Gibt es in all dem Chaos noch Situationen gewaltfreier Gesten in der Berührung mit dem Fremden…Gastfreundschaft? Die Region ist seit jahrtausenden kulturell eine Wiege der Gastfreundschaft. Ein Tee, eine Wasserpfeife, eine Einladung zum Essen, eine hilfreiche Hand…Welcher Soldat Anfang Mitte zwanzig, würde nicht lieber mit seiner Freundin am Stand spazieren gehen, den Mond anbellen, feiern, Freude haben, statt von einer Kugel im Strassenkampf niedergestreckt zu werden. Der Feind ist immer im Kopf zuerst. Vor dem Hintergrund der zerstörerischen Bilder, die wir täglich sehen, hören sich solche Sätze unglaublich naiv an. Und doch müssen sie gesagt werden. Immer wieder und wieder.

Von mir aus nennt mich naiv, aber als Verhandlungsführer in heftigsten Konfliktfällen habe ich es erlebt, dass „Feinde“ Freunde werden können. Ich glaube an die Fähigkeit und die Kraft des Herzens, Friedensfähig zu sein. Aber all die Strippenzieher und unversöhnten Kriegstreiber im Hintergrund, denen muss man Standhalten können.

Vielleicht hat der Dirigent Daniel Barenboim mit seinem israelisch-palestinensichen Orchester mehr Erfolg.

Undercover Agent. Wirtschaftsmediation in der Praxis.

Donnerstag, 03. Juli 2008

anderungsatelier_200jpg.jpgInterkulturelle Mediation ist eine Kategorie in unserem Gastfreund-Blog. Warum? – Na weil sie da hingehört und weil eine „gastfreundliche Haltung“ in vielen Lebenslagen sehr nützlich ist, wenn sie von Herzen kommt. Natürlich ist es viel mehr als das. Es sind Jahrzehnte eigener Erfahrungen, Jahrhunderte adaptierte Erfahrungen von den Generationen, die vor uns lebten…wir nennen es Wissen, Bildung, Geschichten. Und es ist eine konkrete und sehr realistische Sicht auf die menschlichen Nöte der Zeit.
Das Fremde sitzt im Kopf und Herz…wie kriegen wir es da raus??

Um es vorweg ganz klar zu sagen: der Aufbau einer systematischen Konfliktkompetenz-Kultur, zu der Mediation unbestritten gehört, ist Ausdruck eines Management- und Führungsverständnisses, das fähig sein wird das eigene Unternehmen, die eigene Organisation in eine erfolgreiche Zukunft zu führen.

Nur 15% der deutschen Arbeitnehmer/innen identifizieren sich mit ihrer Arbeit und mit ihrem Unternehmen. Das hat sicherlich viele Gründe, aber Wohlfühlen ist sicherlich einer davon. Im neuen Mobbing-Bericht im europäischen Vergleich, nimmt Deutschland Platz auf den ersten Rängen. Beim analysierten Sozial-Verhalten an den Schulen schießen wir den Vogel ab: wir sind Spitze im Mobbing! Früh übt sich also, wer Meister werden will. Diskussionen über die zu Grunde liegenden Verfahren, ob sie richtig angewandt wurden oder nicht, betrachte ich als Zeitverschwendung oder als Ablenkungsstrategie. Je nach Lager.

Es gibt so unglaublich viel hilfreiches und nützliches Wissen in der Welt. Warum wird es nicht angewandt? 

Mediation ist  nützliches Prozess-Wissen und Können. Wirbt mit Allparteilichkeit und Neutralität in Person des Mediators. Aber es braucht die freiwillige Entscheidung dafür!!!! Und was ist, wenn die nicht kommt? Kann der Entscheider, der Vorgesetzte sie verordnen?…Kann er/sie machen – nützt aber nix in der Praxis. Ich weiß aus langjähriger Erfahrung, wie es sich anfühlt mit Menschen zu arbeiten, die in Konflikten feststecken. Die beste Aufklärungsarbeit nützt wenig, wenn man nicht bereit ist, die einzelnen Schritte zu gehen.

Die Konfliktkultur in deutschen Unternehmen ist ein Geheimnis – auch wenn „alle Welt“ darüber spricht.  Es ist ein Tabu-Thema, wie Sex und Geld. Jeder hat es, braucht es – aber keiner will darüber konkret reden. Energien dieser Kraft zu unterdrücken, führt auf lange Sicht zu vielen Problemen.

Kooperation statt Konfrontation sowie eine offene Feedback-Kultur, Interesse an persönlichem Wachstum, auch dem von Kollegen/innen, das ist der Humus, auf dem die Leistungen gedeihen können, die unser Land für die Zukunft braucht. Bis es aber so weit ist, sind Mediatoren weiter in vielen Fällen „undercover“ unterwegs und arbeiten an der Verbesserung der Konfliktkultur…zum Wohle aller Wesen.

S.H. der Dalai Lama appelliert an die Weltgemeinschaft

Freitag, 21. März 2008

( Wir veröffentlichen hier in unserem Blog den orginal Wortlaut des Dalai Lama vom 18. März 2008, in dem er sich angesichts der Eskalation der Gewalt in Tibet aus seinem indischen Exil an die Weltöffentlichkeit richtet) :

sh-d.jpg„Ich möchte diese Gelegenheit nutzen, um den führenden Persönlichkeiten der Welt und der internationalen Gemeinschaft meine tiefe Dankbarkeit auszusprechen für ihre Besorgnis angesichts der schmerzlichen Wende der Ereignisse in Tibet sowie für ihre Versuche, die chinesischen Machthaber zur Mäßigung beim Umgang mit den Demonstrationen aufzurufen.

Da die chinesische Regierung mich beschuldigt hat, der Anstifter der Proteste in Tibet zu sein, fordere ich eine gründliche Untersuchung durch ein angesehenes Gremium, dem auch Vertreter Chinas angehören sollen, um diese Anschuldigungen zu prüfen. Ein solches Gremium müsste Tibet, die traditionell tibetischen Gebiete außerhalb Tibets sowie die zentrale tibetische Verwaltung in Indien besuchen. Damit die internationale Gemeinschaft und vor allem die mehr als eine Milliarde Chinesen, die keinen Zugang zu unzensierten Informationen haben, sehen können, was tatsächlich in Tibet vorgeht, wäre es außerordentlich hilfreich, wenn Vertreter der internationalen Medien ebenfalls solche Untersuchungen vornähmen.

Ich glaube dass in Tibet, ob beabsichtigt oder nicht, eine Art kultureller Völkermord stattfindet, bei dem die tibetische Identität permanenten Angriffen ausgesetzt ist. Infolge eines massiven Transfers von Nicht-Tibetern nach Tibet sind die Tibeter auf den Status einer unbedeutenden Minderheit im eigenen Land zurückgeworfen worden. Das spezifische tibetische kulturelle Erbe mit seiner charakteristischen Sprache, seinen Sitten und Traditionen schwindet dahin. Statt sich um die Einigung seiner Nationalitäten zu bemühen, diskriminiert die chinesische Regierung diese ethnischen Minderheiten, darunter auch die Tibeter.

Es ist allgemein bekannt, dass die tibetischen Klöster, die nicht nur die hauptsächlichen Stätten unseres Lernens, sondern auch die Horte der tibetischen buddhistischen Kultur sind, sowohl nach ihrer Anzahl als auch nach der Zahl der dort Lernenden stark reduziert worden sind. In den Klöstern, die es noch gibt, ist ein ernsthaftes Studium des tibetischen Buddhismus nicht mehr gestattet, ja selbst die Zulassung zu diesen Lernzentren wird streng reguliert. Tatsächlich gibt es in Tibet keine Religionsfreiheit. Selbst wenn man nur nach etwas mehr Freiheit ruft, riskiert man, als Separatist abgestempelt zu werden. Es gibt in Tibet auch keine echte Autonomie, obwohl diese Grundfreiheiten von der chinesischen Verfassung garantiert sind.

Ich glaube, dass die Demonstrationen und Proteste, die gegenwärtig in Tibet stattfinden, der spontane Ausbruch öffentlicher Verbitterung ist, die sich im Laufe vieler Jahre der Unterdrückung angestaut hat. Sie richten sich gegen eine Staatsmacht, die die Gefühle der örtlichen Bevölkerung missachtet und irrtümlich annimmt, weitere Repressionen seien der Weg, auf dem das erklärte Ziel dauernder Einheit und Stabilität erreicht werden kann. Was uns betrifft, so halten wir an unserem Konzept des Mittleren Weges [echte Autonomie im Rahmen des chinesischen Staatsverbands] fest und und betreiben weiter den Weg des Dialogs, um eine Lösung der Tibetfrage zum beiderseitigen Wohl zu finden.

In diesem Sinne ersuche ich auch um die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft für unsere Bemühungen, die Probleme Tibets durch Dialog zu lösen. Ich bitte Sie nachdrücklich, auf die chinesische Führung einzuwirken, im Umgang mit der jetzigen aufgewühlten Situation größtmögliche Mäßigung walten zu lassen, und diejenigen, die verhaftet werden, anständig und fair zu behandeln.“

Dalai Lama
Dharamsala
18.
März 2008

Gebete und Praxis für den Dalai Lama, die Tibeter und Menschen im Exil

Donnerstag, 20. März 2008

potala3-_100k.jpgDer Dalai Lama kündigt einen bis dahin noch nie dagewesenen Schritt an: Er will von allen Ämtern und aus der Öffentlichkeit zurücktreten, wenn die Gewalt in Tibet weiter eskaliert. Tibet gilt im Augenblick als von der Welt total isoliert. Informationen sind nur über bestimmte Kanäle zu bekommen. Unser Mitgefühl ist im Augenblick auf diesen Ort der Welt konzentriert. Das Leid aller anderen Menschen wird dabei nicht vergessen.

Wir fordern Sie auf, in diesen Zeiten bitte vom Gast-Recht, von der Gastfreundschaft intensivsten Gebrauch zu machen.

Wenn Sie mehr Informationen über Tibet möchten, schauen Sie bitte HIER. 

Mission Statement: Gastfreundschaft

Mittwoch, 30. Januar 2008

„There is something called learning at a rather small level of organisation.

At a much higher gestalt level, learning is called evolution.Gregory Bateson

sealife-muschelgewachs_200.jpg…Da veruntreut ein einzelner kleiner Bänker mal so eben 5 Milliarden Euro Kundengelder, der Finanzminister Herr Steinbrück gesteht in einer An-oder Aussprache im Bundestag, dass Freunde von ihm in hohen Bankpositionen die eigenen Produkte, die in den unteren Etagen an Kunden verkauft werden, selbst nicht mehr verstehen. Einig ist man sich nur in der Sache, dass ohne „Risiko“ nix mehr läuft. Nokia macht die Bude in Bochum dicht, der Standort wurde mit Millionenaufwand von Steuergeldern ermöglicht, und Tausende von Menschen begreifen, das Globalisierungsverluste ihnen auch Schmerzen und Kummer bereiten können. Viele Menschen verstehen diesen Kreislauf von Macht und Geld sowieso nicht mehr…Hauptsache man überlebt. Aber wie lange?…Stufen der Evolution?

In Konfliktklärungen als Mediator habe ich oft den Eindruck gewonnen, dass Menschen geistig so von Fremdbestimmungen getrieben sind, dass sie vergessen haben wer sie selbst sind. Da muß guter Rat oft teuer sein, um im eigenen geistigen Haus jemanden anzutreffen. Diese Achillisverse schmerzt bei bestimmten konkreten Aussagen – ist wie Rheuma. Wahrheit kann weh tun…muß oft auch so sein, wenn die Chance zum lernen genutzt sein will.

Aber was würde sich alles ändern, wenn verantwortliche Menschen sich einfach mal mehr Zeit zum Nachdenken nehmen…wenn Sie lernen, Ihre Kunden genau so zu behandeln, wie Ihre Freunde, wie den Mann oder die Frau, die Sie lieben…mit der gleichen Aufmerksamkeit und Achtsamkeit wie Ihre Top-Prioritäten?… Ach ja – ich vergaß – der Kunde ist ja Ihre Top-Priorität.

Vielleicht sollten Sie ihm das ausnahmsweise mal nicht dauernd sagen, sondern ihn fühlen lassen, dass es so ist. Wär doch mal was Neues. Viel Glück bei: Mission Statement Gastfreundschaft.Sollten Sie dabei unsere Unterstützung brauchen, Sie wissen ja wie Sie uns finden.

Vier Freiheiten

Samstag, 22. September 2007

brunnen_200.jpgIntelligente Menschen früherer Zeiten wußten auch, dass Vertrauen ein sehr kostbares Gut ist. Wenn das Vertrauen der Menschen untereinander vorsätzlich oder leichtfertig zugunsten irgendwelcher kurzweiligen oder oportunen Interessen aufs Spiel gesetzt wird, durch Propaganda, Mythenbildung, säen von Vorturteilen oder Hasspredigten, kann es Generationen dauern, bis der „Schaden“ geheilt ist.

Als Franklin Delano Roosevelt die USA gegen den Faschismus in den Zweiten Weltkrieg führte, wandte er sich am 06. Januar 1941 an den 77. Kongress und an sein Volk mit bewegenden Worten und warb um das Vertrauen durch seine Vision von den „Vier Freiheiten“ ( Zitat ):

„Von der Zukunft, die wir zu einer Zukunft der Sicherheit machen wollen, erhoffen wir uns eine Welt, die sich auf vier entscheidende Freiheiten der Menschheit gründet. Die erste Freiheit ist die Freiheit der Rede und der Meinungsäußerung – überall auf der Welt.

Die zweite Freiheit ist die Freiheit eines jeden, Gott auf seine Weise zu dienen – überall in der Welt.

Die dritte Freiheit ist die Freiheit von Not. Das bedeutet, gesehen vom Gesichtspunkt der Welt, wirtschaftliche Verständigung, die für jede Nation ein gesundes, friedliches Leben gewährleistet – überall in der Welt.

Die vierte Freiheit ist die Freiheit von Furcht. Das bedeutet, gesehen vom Gesichtspunkt der Welt, weltweite Abrüstung, so gründlich und so weitgehend, dass kein Volk mehr in der Lage sein wird, irgendeinen Nachbarn mit Waffengewalt anzugreifen – überall in der Welt.“ (Zitat Ende – aus: Jerrey D. Sachs, Das Ende der Armut, S. 269 )

Nun, davon sind wir noch sehr weit entfernt. Aber an diese vier Freiheiten mußte ich in den letzten Tagen denken, wenn ich erlebe, wie es um die geistge Abrüstung in den Köpfen der Menschen wirklich steht.

Gastfreundschaft beginnt in den Herzen und arbeitet sich von da hoch in das Reich der Gründe, sprich Verstand und Vernunft. Umgekehrt scheint der Weg schwierig bis unmöglich zu sein.

Billiges Brot für die Instinkte

Donnerstag, 20. September 2007

billiges brot Heute Morgen beim Durchsehen eines Stapels, in dem sich „Neuigkeiten“ aus aller Welt verbergen…In der Zeitschrift MENSCHEN, Das Magazin 3.2007, entdecke ich einen Artikel des Essayisten Dr. Walter van Rossum, ein glühender Anhänger der Aufklärung, der wohl eine Art Gegenrede verfasst hat mit dem Titel: Die Ritter der Aufklärung.

Darin geht es um das Weltbild islamischer Fundamentalisten als Bewährungsprobe für die Aufgeklärten und um moderne Ritter, die zum „Kreuzzug“ gegen den Islam blasen…uvm. Ein Stelle ist mir aber besonders aufgefallen. Herr Rossum zitiert den Chef-Kolumnist der Bild-Zeitung, Franz Josef Wagner, der uns mit seinen Aussagen „gesundes Misstrauen“ einreden will (Zitat Wagner):

„Wir werden uns in Zukunft daran gewöhnen müssen, niemandem zu vertrauen. Weder dem braven Asyl-Studenten, dem Döner-Koch und dem Kellner mit seinen arabischen Augen. Es bereitet mir Unbehagen, meine Freunde von gestern zu umarmen. Ali in der Paris-Bar, Muhamad in der Döner-Kneipe. Haben sie zwei Gesichter? Ich weiß nicht, wo sie nachts hingehen und beten.“ (Zitat Ende )

Momentan ist Ramadan und wahrscheinlich gehen sie zum abendlichen Fastenbrechen mit Glaubensbrüdern und -Schwestern oder mit Freunden. Herr Wagner gehört wahrscheinlich nicht dazu.

Alle, die noch ein wenig historisches Bewußtsein haben, denken im Zusammenhang mit solchen Äußerungen vielleicht an die Judenpolitik im Dritten Reich, an die Notwendigkeit der Vorurteilsforschung, an die schwierige Lage von Migranten, an die Problematik der Stigmatisierung, an die psychologischen Mechanismen, wie Feindbilder in den Köpfen entstehen…und vielleicht sogar an die Verantwortung und Mitschuld der Presse, in der Aufarbeitung von 9/11 oder dem Umgang mit verständlichen Ängsten der Bevölkerung.

Gott liebt die Vielfalt – innen wie außen. Soviel ist sicher. Kants Vision, den Menschen durch Gebrauch der Verstandeskraft aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit zu führen, könnte z.B. damit beginnen, in dem man sich zum Frühstück eine andere Lektüre sucht. 9.30 Uhr – Pause in Deutschland – reicht auch zum Lesen von Texten, die mehr zum Nachdenken anregen. Da gibts ja nun reichlich…

Vielleicht reicht ja auch zum Start in den Tag – und um vagabundierendem Misstrauen zu begegnen – mal wieder ein Blick auf unsere Gebote der Gastfreundschaft.