Archiv für die Kategorie 'Demografie'

Von Bildungsgipfeln und Demografiereserven

Mittwoch, 22. Oktober 2008

when-too-perfect-lieber-gott-boese.jpgBis gestern wusste ich nicht, dass es ein Wort wie „Demografiereserve“ überhaupt gibt. Ein philosophischer Grundzug des Staunens geht nicht verloren, wenn man ab und zu die Zeitung liest und Bürokratendeutsch kennenlernt. Demografiereseve bedeutet, dass geplante oder kalkulierte Gelder – zB für schulpflichtige Kinder – nicht abgerufen werden, weil es weniger schulpflichtige Kinder zum Zeitpunkt X ( Einschulungstermin ) gibt. Dieses Rechenmodell lässt sich leicht auf andere „Vorgänge“ des Lebens übertragen. Ein anderes Beispiel ist das Sterberegister. Sehr interessant, was man da so alles rauslesen kann: Wer im statistischen Querschnitt wie lange lebt, an welchen Orten, in welchen Berufen, in welcher Lebensform, was er oder sie in die Rentenkasse eingezahlt hat – und wer nach Lebensende davon profitiert.

In jedem Jahr sterben in Deutschland ca. 850.000 Menschen. Tendenz steigend. Die Neugeburtenrate ist auf jeden Fall unter Deutschen rückläufig. Ausländer kriegen viel mehr Kinder…und an dieser Stelle kann es sehr hilfreich sein, noch mal unsere Vision der Gastfreundschaft zu lesen, denn wir sollten froh sein über das junge frische Blut und den aufstrebenden Geist, der sich mit unserer Gesellschaft mischt.

Das macht auch klar, für wenn der Bildungsgipfel wirklich gedacht ist – besonders wenn man sich den neuen Armutsbericht Deutschland durchliest. Daraus geht hervor, dass in kaum einem europäischen Land die Kluft zwischen Arm und Reich so groß ist wie in Deutschland ( evtl. mit Ausnahme der Franzosen ) – und die Verzahnung zwischen Elternhaus, Bildungsabschluss und beruflicher Zukunft noch viel enger ist. Atemnot…?

Auf diese Weise entstandene Ãœberschüsse – Sterben, weniger Kinder – sollten auf jeden Fall in die Bildung investiert werden. „Darüber lässt sich trefflich streiten, darüber ein System bereiten“…Faust I )

Wer sind wir? Die Deutschen auf der Suche nach sich selbst.

Samstag, 01. März 2008

kulturheld_200.jpgEine neue qualitative Studie der Identity Foundation Düsseldorf zum Thema „Deutsch-Sein im Alltag“ macht deutlich, dass die Deutschen von einem gemeinsamen Nationalgefühl noch sehr weit entfernt sind. Auch eine umreißbare deutsche Identität ist nicht in Sicht.

Die nachfolgenden Aussagen geben mit eigenen Worten die Inhalte der Untersuchung wieder. Uns ist kaum eine Studie bekannt, die die „Notwendigkeit“ unserer Gastfreund-Initiative so fundamental begründet, wie die Studie „Deutsch-Sein im Alltag“.

:Das rheingold-Institut Köln führte im Auftrag der Identity Foundation 70 Tiefeninterviews durch, die mit Methoden der morphologischen Markt- und Medienpsychologie analysiert wurden. Besonders auffälliges Ergebnis: Das Nationale ist der Mehrheit der Deutschen fremd und „erscheint als eine expizit nicht-deutsche Äußerlichkeit, die dementsprechend den Lebensalltag kaum erfasst.“(Zitat) Wohl gibt es eine starke (heimliche) Sehnsucht nach einer starken nationalen Identität – aber im Lebensalltag sind Aspekte wie zB Heimat, Familie, Nachbarschaft viel wichtiger und besonders…das „Werkeln“!

„Geschichtslosigkeit wird mit weltmeisterlichem Werkeln kompensiert.“(Zitat) Nur so ist es erklärlich, dass wir bereits 4 oder 5x in Folge Exportweltmeister sind!! Und das ist ja nicht negativ. Mit dem Begriff des „Werkelns“ ist das Talent der Deutschen gemeint, „aus allem etwas zu machen„. Dieser Drang zum Werkeln findet sich durchgängig auf allen Ebenen der Gesellschaft wieder. ( Jeder hat doch in unserem Land einen Hobby-Keller…und ordentlich funktionierendes Werkzeug. Man leiht sich nix – hat man selbst. Vor 15 Jahren habe ich in England bereits Läden gesehen, in denen man sich stundenweise Maschinen und Werkzeuge leihen konnte. In Deutschland kommt das jetzt erst – mit steigender Armut! und einem bestimmten Werkzeug-Sättigungsgrad in den Kellern.)

(Zitat:) „Die Fähigkeit, aus komplexen Zuständen zukunftsweisende Lösungen zu entwickeln, scheint den Deutschen in den Genen zu liegen…und läßt den Förderalismus zum offensichtlichen Grundprinzip deutscher Identität werden.“

Deshalb wird der Nationalsozialismus von vielen Befragten als eine zum Deutsch-Sein nicht gerade passende Katastrophe angesehen(!) Daher wird eine national orientierte Position fast wie ein Fremdkörper empfunden, denn die deutsche Geschichte zeigt sich eher als im Kleinteiligen und überschaubaren Konkreten orientiert. Das heißt: Gemütlichkeit wir großgeschrieben.

So zeigt sich auch die Wiedervereinigung mit dem ehemals geteilten Deutschland als tiefer Graben, der die Deutschen bis heute trennt. Da fehlen völlig die großen Visionen. Es wundert auch nicht, dass mangelhaft ausgeprägte Geschichtskenntnisse oder -Interesse ein Grund für Fremdheit sind, selbst die immer wieder beschworenen Dichter und Denker unserer Nation sind nur blass im kollektiven Gedächtnis verankert – und werden immer blasser.

(Zitat:) „Unter der Last der politischen Vergangenheit wird Deutsch-Sein so zu einem ambivalenzgeladenen Prozess. Der Wunsch nach einem positiven Selbstbild kann und will offensichtlich auch nicht in ein national orientiertes Selbstverständnis münden,doch fehlen alternative, übergreifende Identitätsangebote. In dieser Situation behelfen sich die meisten Deutschen mit einem systematischen Relativismus.“(Zitat Ende)

denker-in-koln_200.jpgWas ist sonst noch relavant? ( Die wichtigsten Thesen der Studie):

Im Werkeln gewinnt das Deutsch-Sein Kontur

Fehlendes Nationalgefühl: Eingespürter Mangel, der eigentlich keiner ist

Es werden diffuse Abstraktionen gebildet als Folge äußeren Rechtfertigungsdrucks

Es gibt vier typisch deutsche Lebensmuster: Erfindergeist, Sicherheit, Tradition, Sentimentalität

Die Deutschen bewegen sich zwischen Weltmeisterphantasien und innerer Emigration

Durch Multi-Kulti-Konsum bastelt sich der Deutsche eine Identität, indem das Beste aus fremden Welten in den eigenen Lebensstil integriert wird. (Buddha hinterm Bett, Teekultur wie im letzten Türkeiurlaub erlebt, mit Stäbchen essen wie beim Chinesen um die Ecke, Südsee-Plakat an der Wand etc. etc. ) Daher träumen Deutsche auch gerne vom Auswandern, in der Hoffnung, am anderen Ende der Welt bei sich selbst anzukommen und Ruhe zu finden. Patchwork-Identitäten.

Dann gibt es noch sieben Typologien deutsche Identität ( Das Nicht-Deutsch-Sein als erfolgreiches Programm):

KulturdeutscheHeimatdeutscheLeistungsdeutscheOrdnungsdeutscheIsolationsdeutsche (Achtung: Konfliktpotential!)… Jammerdeutsche (Achtung: Konfliktpotential!)… und Globaldeutsche – sie entkoppeln ihr Deutsch-Sein einfach von Staat und Nation und wenden sich einfach der Welt zu. Dort finden sie höherwertigere Sinnangebote – als zB Gartenzwerge und Vereinsmitgliedschaften.

Vielleicht auch eine tiefere gelebte Gastfreundschaft, da die „böse Vergangenheit“ durch eine kosmopolitische Haltung kompensiert wird.

Das Glück sitzt neben dir…oder: Das erzähle ich hier zum ersten Mal!

Montag, 12. November 2007

Kriegskinder finden in einem Seminar mit uns Vertrauen, Verständnis und Zukunftsmut

stuhlkreis_200.jpgEs war ein Wagnis, doch der Mut der Veranstalter wurde belohnt: Thomas Gerhold, Pfarrer in der Evangelischen Kirchengemeinde Ratingen-Ost, organisierte gemeinsam mit Kathleen Battke, Biografin und Tochter von Mitgliedern der Gemeinde, und Thomas Bebiolka, Philosoph und Historiker, eine zweiteilige Veranstaltung unter dem Titel „Kriegskinder, erzählt!“.

Der erste Teil, eine Lesung mit Buchautorin Sabine Bode, hatte bereits im Oktober stattgefunden. Nun folgte am 9. und 10. November das Seminar „Neue Kraft für’s Alter: Wie Kriegskinder aus ihrer Geschichte Zukunft gewinnen können“, geleitet vom Ehepaar Battke-Bebiolka.

Die sieben Teilnehmer, fünf Frauen und zwei Männer aus den Geburtsjahrgängen 1928-1945, zeigten sich beim Abschied am späten Samstag Nachmittag positiv überrascht von dem intensiven Gruppenerlebnis: „Ich wusste ja gar nicht, was mich hier erwartet. Nun bin ich absolut froh und dankbar, denn hier konnte ich mich in einer vertrauensvollen Runde öffnen. Allein, dass mir wirklich einmal jemand aufrichtig zuhört, hat mich richtig erleichtert!“, so ein Kommentar aus der Runde.

Die respektvolle und zugleich familiäre Atmosphäre, die für Kathleen Battke und Thomas Bebiolka zu den entscheidenden Geheimnissen des Gelingens dieser Seminare gehört, ermöglicht es den Teilnehmern, schnell Vertrauen zu fassen. „Das Bedürfnis zu Erzählen bringen die Menschen fast immer mit“, so Thomas Bebiolka, „noch wichtiger ist aber die Bereitschaft zum aufrichtigen Zuhören.“ Auch der geschützte und vertraute Rahmen in den Räumen der Friedenskirche hat sicher zur Öffnung beigetragen.

Erzählrunden, Kerzen-Rituale zum Andenken an verlorene Familienmitglieder, Schreib-Ãœbungen und Meditationen ließen jedoch nicht nur die Erinnerung an Flucht, Tod und Hunger wach werden. Auch gute Kindheitserfahrungen wurden als überlebenswichtige, stärkende Geschichten gewürdigt: „Neben unserem Lager in Dänemark war eine Bäckerei, an der wir uns als Kinder immer herumdrückten, weil es dort so wunderbar roch“, erzählt eine Teilnehmerin; „Eines Tages erschien ein Gesicht hinter der Scheibe, dann ging das Fenster auf und Brote purzelten heraus. So ging das ab dann jeden Nachmittag!“

Doch geht es dem Ehepaar Battke-Bebiolka in ihren Seminare ausdrücklich nicht nur um die Vergangenheit: „Es ist unser Anliegen, dieser noch so lebensfrohen und kraftvollen Generation der 1930-45 Geborenen auch Impulse für die Zukunft zu geben – für ihr eigenes erfülltes Alter, aber auch für ihre Verantwortung gegenüber den folgenden Generationen“. Eine Schreib-Ãœbung bestand folglich darin, einen Brief an ein Enkelkind zu schreiben, um die eigenen Einsichten weiterzugeben. „Ich ermutige meinen vierzehnjährigen Enkel dazu, nicht sofort alles zu glauben, sondern kritisch zu prüfen“, ließ ein Teilnehmer als seine Quintessenz aus den Erfahrungen der Nazi-Zeit in den Brief einfließen.

Besonders die aufrichtigen inneren Prozesse waren es, die die gesamte Gruppe bereicherten, Würde und Tiefe in die gemeinsamen Stunden brachten: „Diese Geschichte“ – ein Lausbubenstreich in der Schule, in der sich der sonst eher zurückhaltende Erzähler als frecher Anstifter erinnerte – „habe ich noch nie jemandem erzählt“, so ein Teilnehmer mit Erstaunen in der Stimme; „jetzt wird mir ganz warm!“

Und eine zweite Teilnehmerin strahlt: „Ich habe mich über mich selbst gewundert, dass ich mich so weit geöffnet habe. Nach dem ersten Abend habe ich mich schon richtig auf den Samstag gefreut!“

Am Schluss nahm jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer – neben einer Rose, überreicht von den Seminarleitern – Erleichterung, das Gefühl der Verbundenheit und mehr Kraft mit nach Hause. Viele möchten vor allem weiter schreiben. „Dabei geht es nicht so sehr um literarische Qualitäten“, ermutigt Kathleen Battke, „vielmehr ist es entlastend, die Erinnerungen aufs Papier zu bringen. Zugleich werden sie so zum Zeugnis für folgende Generationen“.

Die so schnell entstandene Vertrautheit fasste eine Teilnehmerin in der Abschlussrunde in folgendes Bild: „Wir sind wie ein Bund Spargel, durch eine schöne Schleife zusammen gebunden!“ Der Kreis will in Verbindung bleiben und wünscht sich die Fortsetzung der Arbeit.

Bei ausreichender Nachfrage kann eine Wiederholung oder Weiterführung des Seminars angeboten werden, auch eine vertiefende Schreibwerkstatt ist denkbar. Interessierte wenden sich an Pfarrer Thomas Gerhold, Tel. 02102 / 84 92 98.

Gastfreundschaft der ganz besonderen Art.




Integration als Schicksalsfrage der Nation?

Freitag, 26. Oktober 2007

vielfalt_200jpg.jpgDie Integration ist ein qualvoller Prozess – bei allen Beteiligten. Ältere Deutsche in Mehrfamilien-Häusern haben Russland Deutsche, Türken oder Iraner als Nachbarn. Erstaunlicherweise hat es für solche Situationen in Deutschland nie ein Konzept gegeben. Wenn man mit Menschen aus anderen Kulturen zusammenleben will, sollte man wissen wer man selbst ist. Ansonsten sind wir permanent damit beschäftigt, Vorurteile aus dem Weg zu räumen. Deutschland nimmt Abschied von der Multi-Kulti-Illusion und erkennt: Integration ist harte Arbeit.

Der Islam ist in Deutschland sehr aktiv. Fast 16 Millionen Ausländer leben unter uns – viele davon kommen aus der Türkei. Die Sozialhilfequote liegt bei Ausländern bei 9 Prozent, 30 Prozent der 15- bis 30-jährigen sind ohne Ausbildung. Die Demografie geht davon aus, dass der Ausländeranteil unter den Jugendlichen im Jahre 2015 in den deutschen Großstädten bei fast 50 Prozent liegen dürfte. – Paris „brannte“ bereits – wir haben die Bilder der Kravalle noch im Kopf.

Viele Diskussionen beschäftigen sich mit dem Begriff der „Parallelgesellschaft“ oder der Ghettoisierung. Wir reden über das tragen von Kopftüchern bei muslimischen Lehrerinnen an deutschen Schulen, über Ab- und Ausgrenzungssymbole, über mangelnde Sprachkenntnisse etc.. Dabei ist mehrfach erwiesen und bekannt, das nichts so Integrationsfördernd ist, wie zu verstehen, was der oder die andere sagt.

Der umstrittene und doch genehmigte Moschee-Bau in Köln sowie in anderen Städten, sind Symbole einer Heimatbildung. Die Botschaft ist: wir sind gekommen um zu bleiben. Für die Generation der Enkel gilt das überwiegend sowieso. Hierin liegt in einer veralternden deutschen Gesellschaft eine historische Chance, sich bewußt zu öffnen und zu revitalisieren.

Die Ich bin gastfreunD-Initiative möchte daran erinnern.

Kein Ort nirgends. Wo ist Heimat für Nomaden?

Dienstag, 31. Juli 2007

phil-prxis-unterwegs.jpg Für einige ist Heimat da, wo die Menschen sind, die man liebt. Für andere da, wo die Möbel stehen und man die Miete bezahlt – auch wenn man kaum da ist. Andere wiederum sind ruhelos auf den Songlines ihrer Seele weltweit unterwegs, um geistige Bindungen zu finden, da das Regionale provinzielle sie nicht halten kann. Die Identitätsbildung über Vereinskulturen ist nicht nach jedermanns Geschmack.

Dabei begegnen uns Schicksale. Migranten, Asylanten, Menschen, die gegen ihren Willen und unter Schmerzen entwurzelt wurden. Viele haben alles verloren – hoffen auf einen Neuanfang in der Fremde. Heimatvertriebenen hat man die Entscheidung zu gehen genommen. Der freiwillige Heimatlose der Gegenwart aber ist meistens ein hochqualifizierter Glücksucher, ein Arbeitsnomade, international high tech vernetzt – die Hefe im Weltteig. Sie bringen das Neue voran, sie sind kreativ und schöpferisch.

Aber sie sind angewiesen auf einen gastfreundlichen offenen Geist vor Ort, denn sie sind immer in der Fremde unterwegs. Vilèm Flusser formulierte es für sich so: Meine Wohnung ist ein Sprungbrett in Abenteuer…und Heimat sind für mich die Menschen, für die ich freiwillig Verantwortung trage.

Integration von Migranten

Mittwoch, 30. Mai 2007

Man kann den USA zur Zeit vieles zur Last legen. Aber eine Fähigkeit hat die amerikanisch-gesellschaftliche Dynamik, die wir Deutschen, vielleicht sogar die Europäer nicht so sehr haben: die Erneuerung und Durchmischung der Völker und Kulturen mit „frischem Blut“ von außen, dass sich muter mischt, verliebt, zeugt, strebt, drängt…uvm.

Selbstverständlich kommen sehr viele Menschen aus der Armut. Aber es sind sehr viele dabei – so die Ergebnisse des Zukunftsforscher John Naisbitt ( der übrigends in Europa lebt ), die unternehmerische Menschen sind, mit Kreativität und Phantasie, die aus nichts oder wenig etwas machen können. Das wirkt insgesammt vitalisierend. Naisbitt analysiert die Situation in Europa im Augenblick als „Niedergang in gegenseitigem Einverständnis“.

Wer will denn da was gegen sagen?… Wir haben doch die Probleme mit Brain Drain und Einwanderungsdilemma. Jeremy Rifkin zeichnet in seinem Buch „Der Europäische Traum – Die Vision einer leisen Supermacht“ ein sehr positives Bild von Europa – sofern sich die Europäer auf ihre wahnsinnig reichhaltige Kultur als Globalisierungs Leader besinnen würden.

Wir haben mit unserer Initiative zur Gastfreundschaft speziell in Deutschland, im Herzen von Europa, einen visionären Punkt gesetzt. Man braucht vieeeeeeeeeeel Geduld, wenn man unbedeutende Kleinheit in Größe verwandeln will.

Schauen wir doch mal, ob die Ergebnisse in Heiligendamm Anfang Juni das ändern werden.

Bis 2050 sind eine Milliarde Menschen auf der Flucht

Dienstag, 22. Mai 2007

dscn1497.JPG  Trotz radikaler Zukunftskonzepte: für viele Menschen auf dieser Erde sieht die Zukunft beängstigend aus. Die britische Hilfsorganisation Christian Aid veröffentlichte einen Bericht, nach dem bis zum Jahr 2050 bis zu einer Milliarde Menschen Heimat-Vertriebene sein werden. Vor allem natürlich in der Dritten Welt.

Konflikte, Umweltkatastrophen oder große Bauprojekte zwingen viele Menschen zur Migration. Die Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung werden diese Tendenzen verstärken. Die Belastungen für die Anliegerstaaten werden größer sein, als die Konsequenzen der Flüchtlingswellen durch Vertreibungen nach Ende des Zweiten Weltkriegs. Nur zur Erinnerung: allein in Europa waren es fast 70 Millionen. Don`t forget.

(mehr …)

Migration und Traumaforschung

Mittwoch, 16. Mai 2007

Heimatverlust und Neuorientierung in der Fremde sind Erfahrungen, die Millionen von Menschen täglich überall in der Welt erleben. In den seltensten Fällen geschied dies freiwillig. Oft sind die Hintergründe wirtschaftliche Not oder politische und religiöse Verfolgung. Das Erleben trägt dann oft traumatische Züge, die eine Anpassung oder „Integration“ als schwierig bis unmöglich klassifizieren.

Begriffe wie „Migration“ oder „Mobilität“ verschleiern durch ihre Aufwertung zu „Notwendigkeiten“ des modernen Lebens den gewaltsamen Verlust von Heimat. Erst durch die Möglichkeit der Aufarbeitung des Traumas ( zum Beispiel durch Schreibübungen, fiktionalen Texten und Gespräche ), werden die vielschichtigen Aspekte der jeweiligen Biografie in ihrem Ausmaß deutlich. Wie das Gedächtnis unter extremen Leidensdruck funktiniert, was die erlebten Beastungen für Körper und Seele für Konsequenzen haben und was genau traumatisierte Menschen brauchen, um langsam zu heilen und einen Weg in die „Normalität“ zurückzufinden, das versucht die Wissenschaft der Traumaforschung zu ergründen.

60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs fängt die Generation der sogenannten Kriegskinder – die Jahrgänge 30-40 – an, über ihre Erlebnisse zu sprechen. Traumata aufzuarbeiten, danach drängt manche Seele wohl noch vor Ende des Lebens.

Manche Menschen brauchen dafür eben sehr viel Zeit. Aber es ist nie zu spät.

Integration als Teilhabe an der Macht

Dienstag, 20. Februar 2007

„Integration ist sinnlos ohne Teilhabe an der Macht. Wenn ich von Integration spreche, dann meine ich keine romantische Mischung der Rassen, sondern eine wirkliche Aufteilung von Macht und Verantwortung.“

Wer hat das gesagt?…Richtig. Martin Luther King jr. in den sechziger Jahren. Wie aktuell das heute klingt. Der Weg dahin geht über den Willen zum Einmischen, Mitmachen und den Willen zur Teilhabe. Brigand Bingül sagt dazu in Richtung Deutschtürken: „Raus aus den Teestuben und den Integrationsräten, ran an die Schulen. Schafft als Gemeinschaft ein neues Selbstbewusstsein, das nicht nur national oder religiös begründet ist, sondern aus der eigenen Leistung heraus Würde bezieht.“ Nur das Bestreben, das Beste aus sich und seinem Leben zu machen, bringt mehr Selbstachtung.

Das größte Hindernis für die Solidarität der Deutschtürken ist die Zersplitterung in zahlreiche Gruppierungen wie: leben in der Stadt oder leben auf dem Land, in Kurden, Armenier und Aramäer, in Sozialdemokraten oder Nationalisten, Kulturmuslime, fromme Muslime oder konservative Muslime, Aleviten und Atheisten, in Arbeiter-Türken, Akademiker-Türken und Business-Türken. Es gibt in Deutschland viele deutschtürkische Communitys mit sehr unterschiedlichen Interessen. Sie produzieren zum Teil widersprüchliche Forderungen. Konflikte sind vorprogrammiert. Das gilt auch für andere ausländische Minderheiten in Deutschland.

Die „ich bin Gastfreund-Initiative“ ist auch der Ansicht, dass ein „Aktionsbündnis Integration„, eine Vereinigung und Bündelung der Kräfte mit klarem zielgerichtetem Vorgehen, für alle Beteiligten im Spannungsfeld Integration viele Vorteile bringen würde. Qualifizierte Deutschtürken sollten mehr Positionen in Parteien, Politik und Wirtschaft einnehmen, um die Interessen ihrer Mitbürger besser vertreten zu können. Das bringt auch die Gleichberechtigung von Frauen und Männern voran. Die Frauen werden es begrüssen.

Bildung, Arbeit und Bewusstsein sind die Schlüsselbegriffe für einen erfolgreichen Weg der Integration. Die praktizierte Gastfreundschaft aber, zwischen Deutschen und Türken, öffnet die Türen und die Herzen. Gegenseitige Wertschätzung macht vieles leichter. Gelingende Integration sowieso.

Wahrscheinlich Weltmeister im Erben?

Samstag, 03. Februar 2007

geld.JPG  In Deutschland werden innerhalb der nächsten Jahre ca. 2000 Milliarden Euro vererbt…( Regieanweisung: kurze Pause zum nachdenken, ob man dabei ist ). Nur in der Schweiz könnte es noch besser aussehen. Das Bundesverfassungsgericht fordert in einer Grundsatzentscheidung eine gerechtere Besteuerung, die sich am tatsächlichen Wert der Erbschaft orientieren soll. Die Rede ist von der Erbschaftssteuer. Klingt vernünftig.

37,5 Millionen Haushalte von Flensburg bis Garmisch verfügen über ein Nettovermögen von ungefähr 6.500 Milliarden Euro. ( nach „German Wealth Report 2000„-Studie ) Interessant in diesem Zusammenhang ist eine Studie mit dem wohlklingenden Namen „Typologie der Wünsche„. Da steht: von 64 Millionen Bündesbürger über 14 Jahren erwarten ca. 30 Millionen ( also 46,5% ) eine Erbschaft oder haben bereits geerbt. Auch bei steigendem Einkommen erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, von einer Erbschaft zu profitieren.

Auch interessant bei diesem Thema ist: Wie sind denn die Testamente verfasst? In einer immer älter werdenden Bevölkerung, wo immer mehr Menschen keine direkten Erben haben – mangels eigener Kinder – stellt sich die Frage: An welchen Ideen, Projekten oder Initiativen sozialer und zukunftsnotweniger Arbeit orientieren sich Erblasser, bevor sie sterben?

Schätzungen zufolge, haben nur 4 – 6% der Deutschen ihren Nachlass klar und ordentlich geregelt. Manchmal entsteht auch zu lebzeiten eine Stiftung, die den Stiftungszweck, der mit dem Vermögen verfolgt werden soll, eindeutig festschreibt. Viele Initiativen in unserem Land und in der Welt können durch finanzielle Unterstützung dieser Art überhaupt nur (über-)leben und arbeiten.

Als Mediator hatten wir bereits mit Klärungshilfe in Erbschaftstreitigkeiten zu tun, wissen um die Notwendigkeit und Kunst eindeutiger und klarer Formulierungen, um den kostbaren Moment des rechten Zeitpunkts. Es ist eine einmalige Gelegenheit der Nachwelt durch sinnvolle Großzügigkeit im Gedächtnis zu bleiben.

Machen Sie rechtzeitig davon Gebrauch. Viele Menschen brauchen Sie.

Â