Archiv für Februar 2008

Wie Klaus Zumwinkel & Co. Wahlhelfer für die Linke wurde

Montag, 25. Februar 2008

die-frage_200.jpgEs gibt in unserem Land Dutzende von hochsubventionierten Wirtschaftsforschungs-Instituten aus allen Schattierungen und Richtungen. Fragen Sie dort doch mal an nach „Alternativen“ zum gegenwärtigen Wirtschaftssystem…vielleicht finden Sie dort jemanden, mit dem Sie über Regionalwährungen diskutieren könnte.

Ein vorbestrafter Ex-Manager von VW und Lustreisen-Organisator hat seinen Namen hergegeben für ein HarzIV Gesetz, das zum „Synonym wurde für einen ruppigen Umgang mit denen, die nicht mitkommen in einer Welt, die sich immer schneller dreht.“( Stern, Nr.9, S. 32 )

Viele Millionen arbeitslose Menschen in unserem Land sind – aus ökonomischer Sicht betrachtet – total überflüssig. Immer wieder werden sie hin-, her- und umgeschult. Was die Menschen selbst wollen, wünschen oder wonach sie sich sehnen…wen interessiert das?? Stattdessen werden sie alimentiert, versorgt und ruhiggestellt.  Bedingungsloses Grundeinkommen zur Freisetzung kreativ schöpferischer Kräfte, statt Burn Out mit hohen Kosten für das Gesundheitssystem – das wäre eine konkrete Vision.

Liechtenstein-Debatten oder „Oh wie schön ist Panama“ Hinweise von Steueranwälten  – in Partylaune auf Bierdeckeln  gekritzelt etc. etc. sind die Spitze von Entwicklungen, die die Gesellschaft verändern werden. Der Ton wird schärfer.

Auf einer Wahlkampfveranstaltung in Hamburg sagte Finanzminister Peer Steinbrück: „Der Zusammenhalt dieser Gesellschaft ist auch davon abhängig, dass die Eliten ihre Vorbildfunktion wahrnehmen…Nicht irgendwelche Spinner von links oder rechts gefährden die Zustimmung zum Wirtschafts- und Gesellschaftssystem, sondern es sind die Vertreter dieser sozialen Marktwirtschaft selber.“

Für die Linke in Hamburg hat sich die Rede bereits gelohnt…von Null auf 6,4%…was auch immer die Motive sind. Schnell greifen wir für einen Moment zu Immanuel Kant. Da steht: „…der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir„…soll mich leiten. Tja.

Vorfälle dieser Art sind das Salz in der Wunde jeden ehrlichen Kaufmanns. Aber die Debatten über Neue Gerechtigkeits-Deals werden kommen.

Meister Eckhart Preis 2007 für Amartya Sen

Mittwoch, 20. Februar 2008

amartya_sen-cologne2007_200.jpgAmartya Sen, Prof in Havard, Nobelpreisträger 1998 für Ökonomie und Autor fantastischer Bücher – zb „Identity and Violence: The Illusion of Destiny“( 2006 ) – zu deutsch: „Die Identitätsfalle, Warum es keinen Krieg der Kulturen gibt“(2007) – ist Träger des Meister Eckhart Preises 2007.

Meister Eckhart lebte zwischen 1260 und 1328, lehrte in Erfurt, Köln, Paris und Straßburg. Er gehörte dem Dominikaner Orden an und galt als führender Kopf der deutschen Mystik.

Mit dem Meister Eckhart Preis werden Persönlichkeiten geehrt, die sich intensiv mit dem Thema der Identität in existentieller, persönlicher, sozialer und interkultureller Perspektive auseinander setzen. Der Preis wird von der Identity Foundation Düsseldorf ausgeschrieben und die Vergabe erfolgte im letzten Jahr erstmals gemeinsam mit der Universität zu Köln.

Weil wir uns intensiv mit der Forschung zum Thema Identität, interreligiöser Dialog, Glückstreben und Neues Bewußtsein in der Wirtschaft auseinander setzen, wissen wir aus eigener Erfahrung, dass Gastfreundschaft als gelebte Haltung die tiefste Schnittstelle ist. Hier zeigt sich ein vorurteilsloser, angstfreier Geist am Ehesten.

Morgen berichten wir von den neusten Forschungsergebnissen der Identity Foundation: Die Deutschen auf der ewigen Suche nach sich selbst.

Bankenkrise?..oder: Von Herren, Dienern und Knechten

Donnerstag, 14. Februar 2008

geld_200jpg.jpgGestern Abend 20.00 Uhr in der Glotze.

Hauptnachricht des Tages: der Finanzstandort Deutschland ist gefährdet – obwohl wir doch schon 6x in Folge Exportweltmeister sind. Herr Wirtschaftsminister und Herr Finanzminister im gemeinsamen Interview: ..da schnüren wir jetzt ein Hilfspaket, denn in Deutschland darf einfach keine Bank Pleite machen. Vertrauen ist nämlich der Anfang von allem…( Und Herr Steinbrück stellte in einem Nebensatz auch noch fest, dass es uns wirtschaftlich gar nicht so gut geht. Was nu…?) 1-2 Milliarden Hilfspaket oder so…? Gute Idee? Wer das bezahlt? Keine Ahnung. Aber einer steht bereits fest: der Staat…und das seid ihr, wir, du, ich…Sie. Von Ãœbernahme der Verantwortung, Vorstandsentlassung, 1000 Runden in der Vorhölle (egal, ob der Vatikan die jetzt abgeschafft hat ) um den Läuterungsberg ( Dante )…auf Knien natürlich, die Privatsender übertragen die Kartharsis der  Betroffenen…nix gehört. Aber Gott sei Dank gibt es ja das Internet, um sich zu informieren.

Hilfspaket hört sich für mich so an, als würde man wie in den 60Jahren ein Pfund Kaffee und ein Pfund Mehl in einen Karton legen, um den an die notleidenden Brüder und Schwestern in Ostdeutschland zu schicken. Für die Vorständler der Banken müssen wir natürlich Kaffee de Luxe nehmen. Ist halt etwas teurer.

Jetzt wechseln wir mal die Ebene. Wir haben kein Geld für Bildung, kein Geld für angemessene Kinderbetreuung …etc… etc.. .aber plötzlich retten wir mal mit ein paar Milliarden ein paar Banken vor dem Bankrott – weil die sich aus Systembedingter Rendite-Gier in den USA mit Immobillien verspekuliert haben???…

Warum steht hier in der Ãœberschrift: Herren, Diener und Knechte? – Kleiner Exkurs.

Die westliche Gesellschaft ist von drei wesentlichen Tabus geprägt: Sex, Tod und Geld. Jahrhundertelang wurde über diese Themen in der „besseren Gesellschaft“ nicht gesprochen. Es gilt nach wie vor als unanständig oder indiskret jemanden zu fragen, wieviel Geld er besitzt oder wo er es her hat. Das Gefühle und Verhalten durch diesen Umgang mit Geld programmiert werden, ist nur wenigen Menschen richtig bekannt. Geld ist eine unbewußte Vereinbarung. Den meisten Wirtschaftswissenschaftlern und Finanzexperten ist dieser psychologische Mechanismus ein Buch mit sieben Siegeln. Auch wenn sie etwas anderes sagen.

Wenn Sie tiefer in diese Themen eintauchen wollen, dann empfehle ich Ihnen den Börsenführer beiseite zu legen und folgendes zu lesen:

Bernard A. Lietaer: Mysterium Geld. Emotionale Bedeutung und Wirkung eines Tabus.

Erich Neumann: Die Grosse Mutter. Eine Phänomenologie der weiblichen Gestaltung des Unbewussten.

Margrit Kennedy, Bernard Lietar: Reginonal-Währungen. Neue Wege zu nachhaltigem Wohlstand.

C.G.Jung: alles was Sie zum Thema Schattenarbeit und Archetypen finden ( dann haben Sie ein Fundament, eine Grundlage, um zu „verstehen“ was hier läuft. )

Im Jahre 1948 hat Erich Neumann, der übrigens über die Grosse Mutter promoviert hat, folgenden Satz geschrieben:       “ Die alte Ethik des jüdisch-christlichen Zeitalters hat sich als unfähig erwiesen, die zerstörerischen Kräfte im Menschen zu bändigen.“ – Deswegen arbeiten Menschen überall in der Welt an einer Neuen Ethik für das 21. Jahrhundert.        ( Ein Problem lösen auf der gleichen logischen Ebene, auf der es entstanden ist,  – das kann nur der Finanzminister. Albert Einstein wäre anderer Meinung.)

Es gibt Untersuchungen der Harvard Medical über die moralische Sensibilität und Koruptionsanfälligkeit von Führungskräften all over the world, die in den letzten Jahrzehnten Wirtschaftswissenschaften studiert oder MBA Programme durchlaufen haben. Die Ergebnisse sind erschreckend und in tiefstem Maße besorgniserregend. Die Quittung bekommen wir jetzt vorgelegt, die Zeichen und Phänomene häufen sich, da all diese Menschen ja „top qualifiziert“ in einflussreichen Positionen sitzen und ihr Handwerk und ihre Netzwerke pflegen.

Wie sagte schon Carl Jaspers, der große Existenz-Philosoph und Mediziner bereits vor 60 Jahren: man kann heutzutage jahrelang Medizin studieren, ohne eine einzige Vorlesung über den Menschen gehört zu haben. Deshalb kann man im Jahr der Geisteswissenschaften ja auch darüber diskutieren, ob wir die geistigen Fakultäten einfach zu machen und das Geld den Wirtschaftswissenschaften geben. Das Wissen braucht ja schließlich jeder, das weiß auch bereits der kleine Fritz.

Zum Schluß der Betrachtung, eine Geschichte von C.G.Jung, die Herren, Diener und Knechte erklärt: “ Der Herr, die Diener und die Handlanger. – Der Herr eines großen Hauses mußte für unbestimmte Zeit verreisen. Er beschließt, seinem getreuen und fähigen Diener die Verantwortung für seine Geschäft zu übertragen. Nach vielen Jahren kehrt der Herr zurück und muß feststellen, dass ihn der Diener nicht mehr erkennt; der Diener glaubt, er sei selber der Herr des Hauses. Er hat sogar vergessen, wie er zu seiner Aufgabe kam, und setzt alles daran, um seine Position zu behalten.

Daher muß der Herr nach seinen Handlangern schicken. Dem Diener erscheinen sie als Behinderung bei seiner Arbeit, als Ängste aller Art. Schließlich ist der Diener nach langen und schmerzhaften Kämpfen gedemütigt und muß sich der größeren Macht des Herrn beugen – der Stimme der Seele, dem höheren Selbst.

Das falsche Ich ( der Diener ) kann nicht mehr länger unangefochten über den Haushalt herrschen. Die Schatten ( Handlanger ) zwingen ihn, sich zu ergeben. Daher sind die Schatten trotz der Zusammenbrüche und Leiden, die sie mit sich bringen, nicht unsere Feinde.

Die Erfahrung des Höheren Selbst ist stets eine Niederlage des Ich.“ So spricht C.G. Jung.

Wie sagt Georg Schramm mit brennender Relevanz in der Stimme – „Lassen Sie es mich so sagen“: Wem bei dieser Geschichte ( von C.G. Jung ) die aktuellen Bezüge zur Wirklichkeit in Wirtschaft und Gesellschaft nicht nur so um die Ohren fliegen, der sollte erstmal oben angegebene Literatur lesen.

Das Zum Thema Bankenkrise …und was das mit Gastfreundschaft zu tun hat.

Die Wärme der Tradition oder: warum sind die Deutschen so kalt?

Mittwoch, 13. Februar 2008

kaminfeuer_200.jpgDer türkische Ministerpräsident Erdogan schürte bei seiner Rede in der Köln-Arena Ressentiments unter seinen Landsleuten: die Türken in Deutschland sollten sich nicht…oder nicht so sehr…anpassen. Das auf Plakaten seinen Besuch ankündigende Wort „Lideri“ konnte wohl nicht als „Regierungschef“ gelesen werden. Leader bedeutet im Englischen „Führer“ – aber wer will als Deutsch-Türke in Deutschland schreiben: Der Führer kommt? – Geht wohl nicht. Aber soviel Sprach-Sensibilität deutet auf gelungene Teilintegration hin.

Spontan-Umfragen auf der Strasse zeigten unter hier lebenden Türken unterschiedlichen Alters ganz andere Wahrnehumgen. Sich zu integrieren und gemeinsam mit Deutschen zu leben, ist erklärtes Ziel vieler Türken und auch Deutschländer. In Bonn/Köln leben allein fast 100.000 Türken. Mit rheinischer Gelassenheit scheint das in sehr vielen Bereichen gut zu funktionieren. Und wenn in Köln Ehrenfeld bald die große neue Zentral-Moschee steht…

Fakt ist aber auch: die Generation der ersten älteren türkischen Einwanderer sehnt sich nach der Heimat, nach dem Bosporus, nach einem wärmeren zwischenmenschlichen Klima, so wie es in der Türkei unter Landsleuten wohl ist. Die Deutschen haben viele Tugenden, hört man, aber die zwischenmenschliche Wärme, die Leichtigkeit und Herzlichkeit, die Umarmung von „Fremden“ ist nach dem Karneval vorbei. Und das ist wohl auch nicht gemeint.

Gastfreundschaft als Istzustand ist für uns alle ein sehr langer Weg.

Mitgefühl und Gastfreundschaft nach Ludwigshafen

Freitag, 08. Februar 2008

brandhaus-ludwigshafen_200.jpgDer türkische Ministerpräsident Erdogan sagte beim Besuch am Unglücksort in Ludwigshafen wörtlich: „Lassen Sie uns alle Helfen, die Freundschaft der Türkei zu Deutschland zu stärken.“

Die „ich bin GastfreunD-Initiative“ für ein einladendes Deutschland äußert hiermit Mitgefühl für alle Menschen, die bei dieser Tragödie ihr Leben verloren haben. Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und allen Menschen, auf deren Schultern die Last der Aufklärung ruht. Möge die Zusammenarbeit deutscher und türkischer Behörden fruchtbar sein.

Gleichzeitig möchten wir auf den Sinn und die Qualität unseres Projekts aufmerksam machen. Die Gelegenheit, eine emotionalisierte Debatte zu versachlichen, indem Sie sich nochmals mit den Geboten der Gastfreundschaft auseinander setzen, sollten Sie nutzen.

Es kann hilfreich sein, einen kühlen Kopf zu bewahren und gleichzeitig das Herz zu öffnen. Menschlichkeit ist die Grundlage der Gastfreundschaft.

D E N N O C H

Mittwoch, 06. Februar 2008

Auf der website des worldspiritforums fand ich folgenden Text bei Peter Hesse aus Haiti – paßt wunderbar zu unserem Selbstverständnis:

kirchheim-retreat-2006_250.jpgD E N N O C H

Die Menschen sind unvernünftig, unlogisch und egozentrisch. Liebe sie DENNOCH!

Du tust Gutes. Man wird dich beschuldigen daraus Vorteile zu ziehen. Tue DENNOCH Gutes!

Wenn du damit Erfolg hast, schaffst du dir falsche Freunde und echte Feinde. Sei DENNOCH erfolgreich!

Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit machen dich verletzbar. Sei DENNOCH ehrlich und aufrichtig!

Die herausragensten Menschen mit dem weitesten Horizont können leicht von den mittelmäßigsten Menschen mit dem engstirnigsten Geist besiegt werden. Denke DENNOCH in offenem und weiten Dimensionen!

Die Menschen interessieren sich für die Unterdrückten, stellen sich jedoch auf die Seite der Sieger. Kämpfe DENNOCH für die Unterdrückten!

Was du in Jahren erbaut hast, kann in einem Tag zerstört werden. Baue DENNOCH!

Die Menschen brauchen wirklich Hilfe, können dich jedoch angreifen, wenn du ihnen hilfst. Helfe ihnen DENNOCH!

Gib dein Bestes und man wird dir mit Fußtritten danken. Gebe DENNOCH dein Bestes!

….

Wir geben hinzu: Gastfreundschaft ist eine schwierige Sache, voller Schönheit und Gefahren. Sei DENNOCH ein GastfreunD!

Die Uhr tickt für das deutsche Handwerk!

Dienstag, 05. Februar 2008

backofen_250.jpgGestern habe ich nach langer Zeit mal wieder das Wirtschaftmagazin Brand Eins durchgelesen. Schwerpunkt Marketing…und weil Gabriele Fischer, die Chefredakteurin, im Vorwort das Cluetrain Manifest erwähnte – das wir vor Jahren schon durchgearbeitet haben( siehe Blogroll )…und weil ich heute Morgen wieder das Vergnügen hatte, mit einem deutschen Handwerksbetrieb eine Rechnung zu diskutieren…und weil wir ein Projekt initiiert haben, das sich mit Gastfreundschaft auseinandersetzt…und weil wir ein Angebot ausformuliert haben, das Mission Statement Gastfreundschaft heißt…und weil wir in der Lage sind eine Verbindung herzustellen, was eine gastfreundschaftliche Haltung mit dem Führen eines Wirtschaftbetriebes zu tun hat…dieser Blogbeitag.

Ein zentraler Satz des Cluetrain Manifests lautet: Märkte sind Gespräche. Genau…aber was für Gespräche?…Wir wissen natürlich wie es gemeint ist – aber da draußen, im Dschungel…beim „Handwerksmeister um die Ecke“…ist davon oft nix zu spüren. Und jetzt haben wir auch noch eine Dienstleistungsverordnung, die den Austausch von Leistungen auf der Ebene der Europäischen Union regelt, heißt: die Konkurrenz und der Druck wächst…und die bösen Baumärkte, die alles viel billiger anbieten…all das ist auch scheinbar bei einem kleinen Handwerksbetrieb in Sankt Augustin bei Bonn angekommen.

Und als ich dort vor „drei“ Monaten anrief und fragte, ob sie die Schaniere meiner Backofenklappe ( siehe Bild oben ) reparieren könnten – die sie vor knapp einem Jahr schon mal repariert hatten ( !!Kulanz, ein böses Wort ), sagten sie: aber sicher.

Dann passierte lange nix und ich machte mir Sorgen ( 8 Wochen vor Weihnachten ) ob wir die Weihnachtsplätzchen mit der Familie auch backen könnten. ( Und bitte: wir wissen auch, dass es wichtigere Probleme in der Welt gibt, als das Reparieren einer Ofenklappe – aber darum geht es hier jetzt nicht…und auf einer höheren Ebene natürlich doch!!! ) Das Unternehmen sagte: aber sicher. – Es kam zu einem Termin in meiner Küche im Oktober 2007 und nach 5 Minuten war klar: der Monteur hatte die falschen Teile mit, obwohl die Daten präzise mitgeteilt wurden. Dann sagte er noch: der Ofen wiegt 90 kg und ob ich mit anfassen würde den rauszuziehen. Ich sagte noch:..na da gibt es doch bestimmt eine Technik oder ein Gerät für??? Und weg war er wieder….Wochen später: Nach meinem 4 oder 5 Anruf wurde ich darüber aufgeklärt, dass das Unternehmen Gaggenau jetzt im Besitz von Siemes ist…und die hätten nun wirklich andere Probleme, als Ersatzteile an Kunden zu schicken…Das wars für 2007.

Ich kürze ab: Anfang Januar wurde repariert…die Monteure kamen zu zweit mit einem Hilfsgerät-Gerät, mit dem der schwere 90 kg Backofen problem- und mühelos aus der Verankerung gezogen wurde – warum sie zu zweit waren?…nun der eine war Spezialist im Herausziehen und der andere war Spezialist im Einsetzen von Schanieren. ( Die Begründung des Unternehmens für die Zweisamkeit: Ich, der Kunde, hätte mich geweigert, dem Monteur bei seiner Arbeit zu helfen. Deshalb sind sie zu zweit gekommen. !!! ) Nach ca. 40 Minuten war alles vor bei – das dabei zerschepperte Geschirr habe ich großzügig übersehen. Geht natürlich aufs Haus.

Ich sollte dann den Auftrag quittieren…warum nicht, ich bin ja ein freundlicher Mensch…nur die Beträge für die Schaniere waren im Auftragblock eingetragen ( 65 Euro )…ich fragte nach den Kosten, die da noch entstehen und die Monteure sagten ( obwohl sie bereits Jahre im Unternehmen arbeiteten…) keine Ahnung…das rechnet jemand anderes aus!!!

Als die Rechnung kam, betrug die Summe ca. 360 Euro für die Reparatur einer Ofenklappe. 180 Euro Arbeitslohn für 40 Minuten, Fahrzeiten und MWST sowieso. 3 Stunden für zwei Leute, die nur 40 Minuten gearbeitet haben und eine Reparatur, die ein geschickter Handwerker mit entsprechender Ausrüstung auch alleine hätte ausführen können. – Aber mein Tee, den ich freundlicherweise anbot, fanden sie sehr lecker…

Ich rief den Chef heute morgen an…sofort gereizte Stimmung am Telefon. Er sagte zu mir: Na da sind Sie aber schön blöd, wenn Sie etwas unterschreiben, wenn Sie die genauen Kosten nicht kennen, HaHaHa. Ich sagte: Aber wieso 3 Stunden…sie waren doch nur 40 Minuten hier…Er: ja und was ist mit der Anfahrt??? Ich sagte: Kostet denn die Anfahrt bei Ihnen so viel wie eine Montagestunde???Er: aber sicher, die Leute mußen sich vorbereiten und zu ihnen hinfahren. ( Vorbereiten, dachte ich…für das Einsetzen eines Schaniers???…das das ein OP? )

Mein Versuch einer Einigung scheiterte daran, das Er einfach auflegte. ( Anmerkung: Hätte diese Unternehmen mal einem Seminar „Mission Statement Gastfreundschaft“ teilgenommen – ich bin sicher, das Gespräch wäre anders verlaufen )

Achtung, zuhören: Das oberste Marketing-Versprechen der Kundenbindung – liebe Handwerker – ist die Bearbeitung von Reklamationen oder Unzufriedenheiten beim Kunden. Die Qualität der Ausführung sowieso. Davon ist bei Menschen, die mit dem Rücken zur Wand stehen, denen „die Felle“ wegschwimmen, ohne das sie anfangen darüber nachzudenken, dass es auch an Ihner Art liegen könnte, wenn die Kunden sich anders orientieren, leider nichts zu bemerken. Der Kunde ist der Dumme…und zahlt alles.

Mir geht es hier in diesem ausführlichen Beitrag um die Menschlichkeit, die ich in Gesprächen wie diesen gefährdet sehe. Darum mache ich mir ernsthafte Sorgen. Als Mediator kann ich ein langes Liedchen davon singen…und… ich kann die emotionale Wirkung eines solchen Gesprächs auflösen, – ich habe sogar Verständnis für IHN, den Chef…aber wie es konkret in der Praxis abläuft, wie ich oder andere es erleben, zeigt mir die Richtung einer zunehmenden Grund-Aggressivität im Business. Ob der Ehrliche ist der Dumme, wie Herr Wickert vor Jahren schrieb oder der Kunde stört oder ist der Feind und am Ende der Blöde,…für eine immer größer werdende Menge von Kunden in unserem Land wird die Lage ernst, sehr ernst. Insolvenzen haben vielfältige Gründe, gewiss, sind das Ende der Fahnenstange – dann interessiert sich aber niemand mehr für solche Details, dann wird abgewickelt.

Die geistige Vernachlässigung, Un-Freundlichkeit und die Un-Fähigkeit wertschätzend zu kommunizieren ist in vielen Branchen – unseren Recherchen nach – so gigantisch, dass „Nacharbeiten“ dieser Unzulänglichkeiten der größte Investitionsposten für die nächsten Jahrzehnte in „Eurer“ Bilanz sein würde…sollte es bei den Betroffenen ein Einsehen geben. – Was sagen eigentlich die Handwerkskammern dazu???

Zum Schluss: Konkurrenz belebt das Geschäft, sagt man. Wir wissen auf jeden Fall, warum wir die 10 Gebote der Gastfreundschaft formuliert haben. Und eine Konsequenz ist: dieses Unternehmen bekommt nie mehr einen Auftrag von uns!!!Leider….

Die Uhr tickt für das deutsche Handwerk – aber sie tickt auch für jede Form von Täuschung, Unehrlichkeit und Unfreundlichkeit. Das Internet wird vieles korrigieren, ganz sicher. Wenn solche Erfahrungen zunehmen, dann werden es die Kunden sein, die bei Euch bald das Licht ausmachen. Willkommen Europa…vielleicht lohnt es sich ja noch ein paar Sprachen zu lernen – für die Handwerkskommunikation der Zukunft.

P.S.: In Brand Eins Februar-Heft wird für solche Handwerker-Erlebnisse und vieles mehr ein Projekt vorgestellt, das heißt „www.machdudas.de“ Da schaue ich in Zukunft auch mal nach, ob ich jemanden finde, der billiger und freundlicher ist, meine Damen und Herren Handwerker in Deutschland.

Warum Gott so viel lachen muß

Samstag, 02. Februar 2008

dome_230.jpgEin berühmter Sufi wurde einmal von seinen Schülern gefragt: Sheik, bitte sage uns, wie wir Gott so gefallen können, dass er lacht.

Der Sufi dachte kurz nach und antwortete: Erzählt ihm von euren Plänen.

Wenn Sie heute Abend den Tag beschließen, ganz gleich welcher religiösen Tradition Sie angehören oder welchem spirituellen Weg Sie folgen: versuchen Sie es doch mal…erzählen Sie Gott oder Allah von Ihren Plänen.

P.S.: Und weil gerade die närrische Jahreszeit ist…das in Rio beim Karnevalszug ein Wagen per Gerichtsurteil aus dem Verkehr gezogen wurde ( auf Antrag der jüdischen Gemeinde der brasilianischen Metropole ), der den Leichenberg ermordeter Juden in Auschwitz symolisieren sollte – um damit auf die Grausamkeiten in der Welt aufmerksam zu machen, die in jedem Moment passieren – hat Gott sicherlich nicht zum Lachen gebracht…das weiß er sowieso.

Skuriler Humor ist schon eine komische Sache.