Zwischen Goldenem Horn und Gelsenkirchen

dscn1063.JPG  Das Goldene Horn liegt am Bosporus. Wenn die Sonne in Istanbul untergeht hat man einen phantastischen Blick. Deutschland ist der wichtigste Außenhandelspartner der Türkei. Für viele Deutsch-türken, die in Deutschland geboren sind, deutsche Staatsbürger also, ist das Land ihrer Eltern und Großeltern seit einiger Zeit bereits als Arbeitsort sehr attraktiv. Sie sind frustriert, wie die Arbeitsuche in ihrem Geburtsland – hier in Germany – für sie läuft. Da Arbeitsnomaden dieser Art sich nicht an oder abmelden müssen, lebt der Grenzverkehr richtig auf.

Vom den 3,6 Millionen Türken, die laut Statistischem Bundesamt seit 1960 nach Deutschland einwanderten, sind 1,5 Millionen zurückgegangen. Besonders gut qualifizierte junge Leute mit türkischem Migrationshintergrund zieht es im Moment in ihre „Heimat“ zurück. Der Arbeitsmarkt ist für junge Deutsche bereits knapp – für junge Deutschtürken – ihren Erfahrungen nach – noch enger. Die Türkei hingegen hat sechs Prozent Wirtschaftswachstum!( Aber auch – offiziell laut Statistik – 10% Arbeitslosenquote )

Das Institut Isoplan in Saarbrücken berät seit langer Zeit Migranten über die Arbeitsmarktsituation in den jeweiligen Zielländern. Die türkischen Arbeitgeber schätzen Bewerber aus Deutschland wegen deutscher Tugenden wie Disziplin, Gründlichkeit und Verantwortungsbewusstsein. Mehrsprachigkeit und interkulturelle Kompetenz punktet ebenfalls.

Der „Preis“ den sie zahlen: Tausch eines angeblich sichern Sozialsystems gegen eine Konkurrenzgesellschaft. Ade Sicherheit. Außerdem fehlten die Netzwerke, die in Deutschland mit die Grundlage für die Karriere bilden. Deutsche Vorstellungen an türkische Verhältnisse anzupassen, fällt vielen auch sehr schwer. Aber die langen Sommerabende und der mediterrane Lebensstil tröstet über vieles hinweg. Istanbul ist eine Metropole am Meer, dreimal so groß wie Berlin. Die neuintegrierten „Almancilar“ oder „Deutschländer“, wie die Türken ihre deutschstämmigen Landsleute nennen, sprechen nach Feierabend an ihren „Stammtischen“ vom entspannteren Arbeitsverständnis und angenehmeren Lebensgefühl in der Türkei.

Für uns bleibt da nur zu sagen: Gastfreundschaft beginnt im Kopf und ist sie nicht im Kopf, dann ist sie nirgendwo. Andrè Heller sei dank.

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