Unter den Augen der Welt

Vor einiger Zeit haben wir einen Beitrag zum Thema „Nation Branding“ geschrieben. Simon Anholt ist der Initiator des „Anholt Nation Brands Index“ der deutlich macht, wie stark das Interesse an Markentheorie bei den Regierungen der Welt ist. Es geht also darum, auf effektive Weise die Reputation eines Staates zu verstehen, zu erklären, darzustellen – wenn Sie so wollen: welche Note schreiben wir auf das Karteikärtchen.

Auf den ersten Blick kann es für Nichteingeweihte verwirrend sein, einen Staat wie ein Produkt im Supermarkt zu betrachten. Aber man hat herausgefunden, dass die Öffentlichkeit bei dem Versuch, sich in einer immer komplexer werdenden Welt zu orientieren, zur Simplifizierung neigt. Und das wird – aus der Sicht und den Interessen der jeweiligen Regierungen – den Staaten und den vielfältigen Aufgaben nicht gerecht.

Deshalb ist der internationale Branding-Boom und die Idee eines „Brand-Managements“ so populär. Und außerdem: wenn es zur Excellenz der Haltungen und der jeweiligen Steuerungsmodule beitägt – bitte. Wir alle – das Volk – werden dann davon profitieren.

Wie sieht es denn nach dem „Anholt Nation Brands Index“ in Deutschland aus?…Nun, wir haben die siebtstärkste Marke von 25 ( Australien 1ter – Türkei letzter! ), wir sind mehr daran interessiert, unser Image zu pflegen, als es zu verändern oder zu entwerfen, unsere Regierungsform wird geschätzt, man erkennt unser Investitionpotential an, die Deutschen schätzt man als Angestellte oder Manager, weniger als Freunde oder Gastgeber!!!, dh Platz 4 bei „hireabillity“ ( würde ich einstellen ) und Platz 15 bei „Gastfreundschaft“, wir sind effektiv und verlässlich, weniger lustig und sympathisch. Wir schneiden als sicheres touristisches Reiseziel sehr schlecht ab, Platz 15, und werden als „voraussagbar“ kategorisiert.

Wir gelten als schlechte Repräsentanten unseres kulturellen Erbes, liegen weit hinter England, Frankreich, Italien oder Spanien. Unser Markenimage macht einen gesunden, aber harten und kalten Eindruck. Wir werden als Volk nicht mit Begriffen wie Gastfreundschaft, Wärme, Schönheit, Kultur oder Freude belegt.

Frage: Wie kommen solche Vorurteile international zustande? Jeder, der mit Vorurteilen arbeitet weiß, dass nur die Behauptung des Gegenteils nichts bewirkt. Was zählt sind Beweise und Erfahrungen. Und: das man die Deutschen im Business für vertrauenswürdige Partner hält, ist ja schon mal was. Umgekehrt wäre es bestimmt schwieriger.

Was aber auch noch in der Analyse steht: wie jede große soziale Unternehmung hängt auch „Nation Branding“ von der Kraft visionärer Führung ab. Damit haben wir natürlich aufgrund jüngster Geschichte ein Problem.

Trotzdem, den Schlusssatz möchte ich gerne zitieren:“Wie die meisten anderen Länder muss Deutschland lernen, wie man an sich selbst glaubt, bevor es andere glauben machen kann.“

Wie sehen Sie das?

 

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