Migration und Traumaforschung

Heimatverlust und Neuorientierung in der Fremde sind Erfahrungen, die Millionen von Menschen täglich überall in der Welt erleben. In den seltensten Fällen geschied dies freiwillig. Oft sind die Hintergründe wirtschaftliche Not oder politische und religiöse Verfolgung. Das Erleben trägt dann oft traumatische Züge, die eine Anpassung oder „Integration“ als schwierig bis unmöglich klassifizieren.

Begriffe wie „Migration“ oder „Mobilität“ verschleiern durch ihre Aufwertung zu „Notwendigkeiten“ des modernen Lebens den gewaltsamen Verlust von Heimat. Erst durch die Möglichkeit der Aufarbeitung des Traumas ( zum Beispiel durch Schreibübungen, fiktionalen Texten und Gespräche ), werden die vielschichtigen Aspekte der jeweiligen Biografie in ihrem Ausmaß deutlich. Wie das Gedächtnis unter extremen Leidensdruck funktiniert, was die erlebten Beastungen für Körper und Seele für Konsequenzen haben und was genau traumatisierte Menschen brauchen, um langsam zu heilen und einen Weg in die „Normalität“ zurückzufinden, das versucht die Wissenschaft der Traumaforschung zu ergründen.

60 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs fängt die Generation der sogenannten Kriegskinder – die Jahrgänge 30-40 – an, über ihre Erlebnisse zu sprechen. Traumata aufzuarbeiten, danach drängt manche Seele wohl noch vor Ende des Lebens.

Manche Menschen brauchen dafür eben sehr viel Zeit. Aber es ist nie zu spät.

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